Kinder aus einer Kinderdorffamilie sitzen auf der Wiese

Als Kinderdorffamilie im Nachbarsort

Vor acht Jahren sind Nicole Kommer und Thomas Kommer als Kinderdorffamilie mit eigenen Kindern aus dem Kinderdorf in den Nachbarsort gezogen. Als Kinderdorffamilie leben Sie seither in einer „normalen“ Nachbarschaft – mit allen Tücken und Vorteilen. Kinderdorfmutter Nicole Kommer erzählt: 

Als wir vor acht Jahren als Kinderdorffamilie in den Nachbarort gezogen sind, wusste ich nicht, was der Umzug an Veränderungen für uns mit sich bringt. Als Teil einer ganz „normalen Nachbarschaft“ wurden auch neue Erwartungen an uns heran getragen. Zunächst hieß es, die Vorurteile und Ängste der Nachbarn ernst zu nehmen. Das Feiern des Richtfestes und ein Tag der offenen Tür konnten das erste Eis brechen. Aber auch die Kinder mussten einige neue Gepflogenheiten kennen lernen. So sahen die Nachbarn es nicht gerne, wenn sie ungefragt auf deren Höfe rumsprangen, nur um mal zu gucken, was da gerade los ist.

Präsenz der Kinderdorfeltern in der Nachbarschaft zu zeigen hilft, Klatsch und Tratsch zu entkräfteten

Aber es gibt auch viel Klatsch und Tratsch. Es ist notwendig, eine hohe Präsenz in dem nachbarschaftlichen Miteinander zu halten, um rechtzeitig und behutsam Tratsch zu steuern und zu entkräften. Auf der einen Seite war der neue Sozialraum für uns eine Herausforderung, auf der anderen Seite waren auch wir mit unserem ungewöhnlichen Lebensmodell neu für die Nachbarschaft. Inzwischen sind unsere Kinder die größten Amerner Fans beim Fußball; sie verstärken den Kinderchor der Kirche und seit wir bei den Schützen eingetreten sind, sind bei uns alle mittendrin und voll dabei.

„Kinderdorfmutter Nicole Kommer“

Die Nachbarschaft ganz nebenher an die besondere Großfamilie, die Kinderdorffamilie, heranführen

Und dann kamen die ersten Straßenfeste und Geburtstage. Da hieß es auch für mich als Kinderdorfmutter, aber eben auch als neue Nachbarin, Röschen zu drehen, Grün zu schneiden und kleine Lieder einzustudieren. Und dabei, so ganz nebenher, von uns als Großfamilie zu berichten und die Ohren aufzuhalten für eventuelle Missverständnisse oder Fragen.
In der Schule bemerkte ich beim Elternabend, dass auch hier Aufklärungsarbeit zu leisten war. Viele konnten die Erzählungen ihrer Kinder über die besondere Großfamilie nicht einordnen. Andererseits schienen Hemmschwellen, die es vorher gab, nicht da zu sein. Wir konnten uns anfangs kaum vor Verabredungen retten.
Unsere Kinder gaben in der Schule die neue Adresse an, und schrieben nicht „Kinderdorf“ dazu. Dies machte es ihnen leichter, akzeptiert zu werden. Auch der Kontakte von mir zu anderen Familien im Ort wurde anders. Ich wurde mehr als Mutter und Nachbarin angesehen als nur als Fachfrau oder Kinderdorfmutter.

Das Kinderdorf als Schutzraum für die Kinderdorffamilie

Trotz allem vermisse ich manchmal den Schutzraum des Kinderdorfes. Auch das Kinderdorf ist im Sozialraum Waldniel mittendrin und doch gibt die Institution mit ihrem Gelände einen geschützten Rahmen, in denen die Kinder und Jugendlichen sich freier entfalten können. Für die Pädagogen ist der Umgang mit manchen Kindern, die sich noch ausprobieren müssen und in ihrem Sozialverhalten noch nicht so gefestigt sind, im Kinderdorf einfacher.
Als Kinderdorffamilie in Amern zu leben, ist eine besondere Chance, aber auch eine Herausforderung. In einer traditionsreichen Nachbarschaft mit all unseren ganz besonderen Kindern und Jugendlichen zu leben und trotzdem im sozialen Raum integriert und akzeptiert zu sein, ist ein schönes Gefühl und dass uns das hier bisher so gut gelungen ist, ist ein „Dankeschön“ an die Nachbarschaft und an unsere Kinder/Jugendlichen Wert.

Sie können Sich auch vorstellen, Kinderdorfmutter zu werden oder als Kinderdorffamilie zu leben? Hier bekommen Sie weitere Informationen.  

„Liebe Mama, wie geht es Maja und Steffen? Timo und mir geht es gut. Wann kommst du uns besuchen? Papa war letzte Woche da. Danke für dein Paket. Wann kommst du mal wieder zu uns?“

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