Türen öffnen – Chancen schaffen

Vielfalt bereichert die pädagogische Arbeit und das Miteinander im Alltag. Doga Sahinbas, Mitarbeiterin im Birkenhaus, berichtet von ihren Erfahrungen als Muslimin im Kinderdorf.

Chancen schaffen

„Das Verbindende sind die Werte, mit denen wir hier unterwegs sind. Es geht um Respekt und Rücksichtnahme, aber auch darum, den Kindern Werte für ihr zukünftiges Leben zu vermitteln“, so Frau Sahinbas. „Es ist schön zu sehen, dass alle Rücksicht darauf nehmen, wenn ich zum Essen im Dienst bin: Dann wird z. B. Rindfleisch für die Lasagne gekauft. Für die Kinder ist das eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie die Rücksichtnahme auf unsere Vegetarier. Die Eigenheiten des anderen zu achten, ist etwas, das wir hier im Kinderdorf leben und was ich für wichtig halte.“ Frau Sahinbas erzählt weiter, wie sie bei einem Schulpraktikum die stationäre Kinder- und Jugendhilfe für sich entdeckte. „Ich war geflasht: Alltag mit Kindern zu gestalten, mit Kollegen ein behütetes Zuhause zu schaffen – das hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt sie, während ihre Augen dabei leuchten. Das Anerkennungsjahr im Kinderdorf war für sie ein logischer Schritt. Damals, vor sieben Jahren, hieß es allerdings noch, dass ein Anerkennungsjahr möglich sei, aber eine Festanstellung wegen der Zugehörigkeit zum Islam leider nicht. 

Türen öffnen

Ja, manchmal gehen verschlossene Türen überraschend auf: So bekam sie doch einen festen Vertrag und konnte bleiben – ein Gewinn für beide Seiten.

 „Im Birkenhaus arbeiten wir mit denselben Werten zum Wohl der Kinder und Jugendlichen, und wir bereichern uns durch unsere unterschiedlichen Perspektiven“, sagt Frau Sahinbas. In einem multikulturellen Umfeld aufgewachsen, ist Religion vor allem eines für sie: Liebe. „Religion ist für mich Liebe. Es war für mich besonders berührend, die Messe mitzufeiern und zu erleben, dass es um die Nähe und Liebe Gottes zu jedem Einzelnen geht.“ Sie ist auch im Arbeitskreis Glaube aktiv und hat einer anderen Gruppe, die mehr über den Islam wissen wollten, kindgerecht erklärt, welche Feste im Islam gefeiert werden. „Es ist wichtig, dass Kinder ihre religiöse Herkunft und Traditionen kennen und etwas darüber wissen. Und dann geht es beim Erwachsenwerden darum, genau hinzuspüren: Wofür schlägt dein Herz? Was gibt dir Halt, wenn alles zu wanken beginnt?“

Abschließend betont sie: „Was ich mir für die Zukunft wünsche, ist, dass wir weiterhin offene Türen haben. Gleichzeitig darf der christliche Kern, die Idee, die hinter den Kinderdörfern steht, niemals verwischt werden. Er muss deutlich bleiben.“

Susanne Funke, Referentin für Bethanische Unternehmenskultur

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