Das Brückenprojekt des Bethanien Kinderdorfes und des Vereins „Kinder Zukunft Fördern e.V.“
Der Übergang vom Elternhaus in ein neues selbständiges Leben ist für alle Jugendlichen mit Herausforderungen verbunden. Mehr Verantwortung, finanzielle Verpflichtungen und den eigenen Haushalt im Griff zu haben – das ist nicht immer leicht. Ein großes Thema im Bethanien Kinderdorf ist die Vorbereitung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf ein eigenständiges Leben. Der Weg aus der stationären Jugendhilfe in die Selbstständigkeit birgt gerade für Jugendliche mit krisenbehaftetem, familiärem Hintergrund große Hürden. Sie müssen schneller und mehr Eigenverantwortung übernehmen, verfügen über geringe finanzielle Grundlagen und werden nicht nur dadurch mit einer Vielzahl von Problemlagen konfrontiert.

Angebote beim Weg aus der Jugendhilfe in die Selbstständigkeit
Mit verschiedenen Angeboten unterstützt das Bethanien Kinderdorf die jungen Erwachsenen gezielt auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Von Kochkursen bis hin zum Wohntraining in einem kleinen Apartment – die Bandbreite ist hoch. Die Jugendlichen, die die Einrichtung regulär verlassen, werden sorgfältig auf die große Umstellung vorbereitet, die sie durchlaufen müssen, um selbständig in ihrem Alltagsleben zu Recht zu kommen. Diese Situation unterscheidet sich nicht grundsätzlich von derjenigen, die alle herangewachsenen Kinder durchlaufen, die das Elternhaus verlassen, um zum Beispiel für ihre weitere Ausbildung sogar an einen anderen Ort zu ziehen. Selbstverständlich geben die Kinderdorffamilien, wie in jeder Familie, dabei die bestmögliche Unterstützung, wenn es zum Beispiel darum geht, eine Unterkunft zu finden, den ersten Mietvertrag abzuschließen, Bewerbungen erfolgreich zu gestalten oder die passenden Versicherungen zu wählen.
In der Kinderdorffamilie finden die jungen Erwachsenen Unterstützung
Schon aufgrund der Anzahl der in einer Kinderdorffamilie betreuten Kinder steht aber meist nicht die personelle Kapazität zur Verfügung, jeden einzelnen Jugendlichen adäquat zu betreuen. Eine gezielte Unterstützung ermöglicht, den Betroffenen Hilfeleistungen anbieten zu können, wenn sie es wünschen oder wenn sie es dringend benötigen. Die jungen Menschen, die die Jugendhilfe verlassen und alleine – außerhalb der Kinderdorffamilie – ihr Leben gestalten, benötigen vertrauensvolle informelle Netzwerke, die sie begleiten.
Die Bedürfnisse der ehemaligen Kinderdorfkinder werden gesehen
An dieser Stelle setzt das Projekt Brücke an. Im Auftrag des Fördervereins „KINDER ZUKUNFT FÖRDERN e.V.“ führten Prof. Dr. Josef Faltermeier und Prof. Dr. Arne Schäfer (Hochschule RheinMain Wiesbaden) eine Studie durch, in der Gespräche mit Ehemaligen geführt wurden, um die Hilfebedarfe aus deren Sicht genau zu erfassen. Vorstandsvorsitzender Peter Matteo hat sich diesem Thema persönlich zugewandt und wurde dabei durch die Prof. Otto Beisheim Stiftung unterstützt. „Die Brücke“ bietet immer dann eine gezielte Unterstützung an, wenn die jungen Erwachsenen, die aus der – vom Jugendamt finanzierten – Betreuung ausgeschieden sind, Hilfe wünschen oder diese dringend erhalten müssen. Behördengänge, die richtige Versicherung oder gesundheitliche Fragen – gemeinsam wird nach der bestmöglichen Lösung gesucht. Im Mittelpunkt steht dabei eine Hilfe zur Selbsthilfe, um einerseits die konkrete Aufgabe zu lösen und andererseits für ähnliche Situationen gewappnet zu sein. Die Kinderdorfgemeinschaft Eltville kann sich glücklich schätzen, auf einen solchen Rückhalt durch den Förderverein zählen zu können und bedankt sich ganz herzlich!
Thomas Pies, Projektleiter Brücke
„Infos zum Brücke-Projekt:
Bei dem Projekt „Brücke“ handelt es sich um ein offenes Angebot für junge Erwachsene aus allen Einrichtungen. Folgende Schwerpunkte sind Teil der „Brücken“- Arbeit:
- Anlaufstelle für alle Fälle: Kontakt für alle Fragen der Lebensführung, der Partnerschaft, bei Konflikten, für emotionale Unterstützung, Wohnungssuche etc.
- Finanzen & Recht:Individuelle Beratung im Umgang mit Finanzen sowie Hilfe bei der Sicherstellung des regelmäßigen Erwerbseinkommens. Hilfe in rechtlichen Fragen.
- Schule & Beruf: Erarbeiten eines Überblicks zu schulischen Qualifikationen und beruflichen Perspektiven. Erstellen einer gelungenen Bewerbung und Unterstützung bei der Suche nach Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.
- Soziales Netzwerk: Unterstützung beim Aufbau sozialer Netzwerke