Mit einem Text von Pfr. D. P. Regamy Thillainathan, der aus unserer Kinderdorfkapelle in Bergisch Gladbach bekannt ist, möchten wir euch und Ihnen frohe Weihnachten wünschen!
Menschwerdung
Ein seltsames Wort: Menschwerdung. Man kann unter diesem Wort die biologische Evolution, also die Stammesgeschichte des Menschen verstehen.
Mit diesem Wort kann man auch die Ausbildung der körperlichen und geistigen Merkmale des Menschen meinen. In diesem Monat liegt es nahe, bei diesem Wort fast schon selbstverständlich an die Menschwerdung Gottes zu erinnern. Es ist die unglaubliche Botschaft von Weihnachten und gehört zum Kern unseres Glaubens, nämlich, dass Gott Mensch wird.
Er wird nicht Mensch in einem Königspalast, sondern in einem kalten Stall. So sehr liebt er die Menschen, dass er alles aufgibt, um uns seine Liebe vor Augen zu führen. Wenn wir in diesem Monat auf die Krippe schauen, können wir die Zärtlichkeit seiner Liebe zu uns verstehen. Letztendlich wird Weihnachten erst dann in diesem Jahr Wirklichkeit, wenn wir dieses Verstehen mit ganzem Herzen tun. Dann kann sich auch etwas in uns wandeln und verwandeln.
Der Wolf von Bethlehem
Die bekannte Geschichte vom „Wolf von Bethlehem“ erzählt: „Ein Wolf hatte sich in den Stall geschlichen, um das kleine Jesuskind zu verschlingen. Als jedoch das Kind das struppige Fell des Wolfes streichelte und zu ihm sagte: „Du, Wolf, ich mag dich“, platzte die Haut des Wolfes, und heraus stieg ein Mensch.“
Diese Fabel macht deutlich, dass wir erst richtig Mensch werden, wenn wir uns von Gott, diesem Kind in der Krippe, berühren lassen und in dieser Begegnung vor Augen geführt bekommen, wer wir eigentlich in Wirklichkeit sind.
Gerade in den Begegnungen und in der Arbeit mit Kindern habe ich selbst immer wieder erfahren dürfen, was für mich persönlich „Mensch werden“ bedeutet. Kinder sind große Lehrmeister der Menschwerdung und je mehr wir uns darauf einlassen, selbst wie Kinder zu werden, je mehr wir bereit sind, mit einer kindlichen Naivität und mit einem Urvertrauen an das Gute aufeinander zuzugehen und einander anzunehmen, desto mehr können wir erfahren, dass Weihnachten nicht nur vor 2000 Jahren in Bethlehem geschehen ist, sondern auch immer wieder an uns geschieht.
Es ist nicht vermessen, diesen bekannten Satz eines Theologen: „Mach es wie Gott, werde Mensch!“ noch ein wenig zu erweitern mit den Gedanken: „Mach es wie Gott: werde Kind, ja: werde Mensch“