Heilpädagogische Kinderdorffamilien und Wohngruppen in den Kinderdörfern
Es ist spürbar, dass die Kinder, die im Kinderdorf vorgestellt werden, immer häufiger einen erhöhten Förderbedarf mitbringen. Ihr Entwicklungsrückstand ist oft immens und sie bringen eine Vielzahl an Auffälligkeiten mit, wie zum Beispiel Sprachentwicklungsstörungen, ADHS, eine leichte Intelligenzminderung, Wahrnehmungsstörungen, um nur einige zu nennen. Mit diesen Auffälligkeiten passen sie nicht in unsere gesellschaftliche „Norm“. Für viele stellt sich die Frage: „Wohin mit diesem Kind?“
Wohngruppen und Kinderdorffamilien mit heilpädagogischem Schwerpunkt
Seit vielen Jahren gibt es in Bethanien heilpädagogische Wohngruppen und Kinderdorffamilien, die sich es zur Aufgabe gemacht haben, diesen Kindern einen Ort zu bieten, in dem sie Struktur, Halt und einen Platz finden, indem sie angenommen werden, wie sie sind – mit all ihren Stärken, ihren Schwächen und ihren Besonderheiten, eine der wichtigsten Grundprinzipien der heilpädagogischen Arbeit. Natürlich gelten für unsere Kinder die gleichen Ziele, Inhalte und Methoden, wie für die sogenannten „Regelkinder“, aber es gibt auch Unterschiede, wie zum Beispiel einen Mehrbedarf.
Bedarf von Kindern mit Einschränkung oder Behinderung in der Jugendhilfe
Die Kinder brauchen oft besonders geschultes Personal an Ihrer Seite, zum Beispiel Spezialisten, die sie bei der Bewegungs- und Sprachförderung unterstützen.
Außerdem benötigen sie mehr Zeit für die Einführung, Übung zur Sicherung und den Transfer des Gelernten, bei der Selbstständigkeitserziehung, bei der Entwicklung der Sozialkompetenzen, beim Abbau von Aggressionen, etc.
Sie benötigen oft auch andere Methoden und einen anderen Umgang mit Beratung der Eltern und Lehrer.
Das sind einige Gründe dafür, die eine integrative / inklusive Erziehung so schwierig machen, denn heilpädagogische Erziehung ist anders, individueller, langsamer und differenzierter.

Unser Menschenbild in den Bethanien Kinderdörfern
Uns geht es darum, das Kind als Ganzes wahrzunehmen. Nicht seine Defizite sollen offen gelegt werden, sondern seine Ressourcen gilt es, zu entdecken und diese zu fördern. In den heilpädagogischen Kinderdorffamilien, in den Wohngruppen und auch im Pädagogischen Fachdienst werden unterschiedliche Methoden und Materialien dafür angeboten. Hier dürfen sich die Kinder ausprobieren, können Grenz- und Materialerfahrungen machen und ganz wichtig ist, dass sie das Tempo bestimmen. Es geht nicht darum, Erwartungen, die andere an sie haben, zu erfüllen, sondern es ist wichtig, die Balance zu finden, damit die Kinder nicht über- oder unterfordert werden. So kann jedem Kind die Förderung zuteil werden, die es am dringendsten benötigt.
Sabine Leesing