Vor 38 Jahren startete Rita Kiefer-Müller als Kinderdorfmutter mit den ersten Kindern ihre Kinderdorffamilie im Bethanien Kinderdorf Bergisch Gladbach. Ihr Mann, Thomas Müller, folgte einige Monate später. An Freizeit war zunächst nicht zu denken. Haus 1 wurde das neue Zuhause der Kinder und das von Rita und Thomas als Kinderdorfeltern.
Die ersten Schritte als Kinderdorfmutter und Kinderdorffamilie
Die Gestaltung von gemeinsamen Erlebnissen und Ritualen hatte Vorrang mit dem Ziel, als Kinderdorffamilie zusammen zu wachsen, Familiensinn zu vermitteln. Allmählich entwickelten sich die Abläufe im Jahreskreislauf. Es stand fest: „So läuft diese Kinderdorffamilie.“
Eigene Kinder als Kinderdorfmutter
1989 kam Ritas und Thomas Sohn Sebastian zur Welt. Ein anderer „professioneller Blick“ auf die neue Konstellation der Kinderdorffamilie war gefragt. Nachdem die ersten Kinder in ihre Herkunftsfamilien, in ein selbstständiges Leben oder in andere Einrichtungen entlassen wurden, entstand die Idee der Ehemaligentreffen, auf Wunsch dieser Kinder. Inzwischen kommen zweimal jährlich nicht nur die Ehemaligen, sondern auch deren Ehepartner und Kinder zu den Treffen.
Der Auszug aus der Kinderdorffamilie
Die Gestaltung des Auszugs der Kinder liegt ausschließlich in den Händen von Rita und Thomas. Sie haben den Wunsch, dass sich alle Beteiligten noch in die Augen schauen können, egal welche Gründe zum Auszug geführt haben.
Im Kontakt mit Ehemaligen geht es um Beratung bei Problemen in der Partnerschaft, bei finanziellen Problemen, bei Krankheit und pädagogischen Fragen zur Erziehung der eigenen Kinder. Aber auch um schöne Ereignisse wie Hochzeit und Schwangerschaft. Ohne beidseitig gewachsenes Vertrauen wäre diese Kontaktpflege nicht möglich.
Wenn die Kinderdorfmutter über Rente nachdenkt
2008 entstand der Wunsch bei Rita und Thomas, Arbeitsleben und Privatleben neu zu bewerten. Insbesondere mit dem Blick auf den Ausstieg aus dem Berufsleben und die damit einhergehende Veränderung in der Kinderdorffamilie.
Eine Sabbatzeit von drei Monaten als Auszeit war für die Beiden wichtig, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Diese Zeit hat den Grundstein gelegt für die Idee, einen guten Ausstieg aus der Verantwortung in die Rente zu finden.
Als Kinderdorfmutter älter werden: Wie Übergange und Abschiede gelingen
Auf den Versuch, im Wechseldienst zu arbeiten, folgte das Modell des Arbeitens in der „Mitwohnenden Form“ und Reduzierung der Arbeitszeit durch regelmäßige freie Tage. Die Übergabe von Verantwortung und die Verteilung von Aufgaben an das Team erfolgte darauf als Konsequenz.
Im Januar 2019 zogen Rita und Thomas als Kinderdorfeltern aus. Der Abschied wurde mit einer Party in den leeren Räumen zelebriert. Für Rita als Kinderddorfmutter ist es am Schwersten, die Verantwortung abgeben zu müssen., nicht mehr für alles verantwortlich zu sein, nicht zu wissen, wer nachfolgen wird und loszulassen.
Als Kinderdorfmutter und Kinderdorfvater Verantwortung abgeben
Rita und Thomas ist es ein Anliegen, die von ihnen aufgenommenen Kinder bis zu ihrem Auszug zu begleiten. Gleichzeitig liegen jetzt die Neuaufnahmen der Kinder in den Händen der Kolleginnen, die im Haus 1 bleiben werden. Es ist ein laufender Prozess, der viel Flexibilität erfordert. Aber für alle Beteiligten scheint es der richtige Weg zu sein.
Regina Kalthoff, Erziehungsleiterin