Seit ich im Kinderdorf arbeite und zuständig bin für Verwaltung, Haustechnik und übergreifende Hauswirtschaft, habe ich schon oft den Kidoblick gelesen und gedacht wie schön es ist, die Informationen aus den einzelnen Kinderdörfern zur Arbeit mit den Kindern ein wenig mit verfolgen zu können. Und wie wichtig diese Arbeit mit den Kindern doch ist.
Wir in der Verwaltung, der Haustechnik und Hauswirtschaft arbeiten auch in dieser gemeinnützigen Einrichtung, aber doch nur im Hintergrund, gefühlt an zweiter Stelle, nicht so wichtig. Aber trotzdem sehr gerne und alle mit Herzblut. Wir setzen unsere Stärken und Talente eben an anderer Stelle ein.
Wehe, unsere Hauswirtschaftskraft ist erkrankt oder noch schlimmer zwei Wochen im Urlaub. Das fällt allen gleich auf und wir sind froh, wenn die Kollegin wieder da ist. Oder zwei unserer drei Haustechniker haben in den Ferien zeitgleich eine Woche Urlaub. Gerade dann werden starke Männer benötigt, um Möbel zu schleppen, auslaufende Geschirrspüler zu stoppen oder Waschmaschinen wieder zum Laufen zu bringen.
„Warum haben die denn ausgerechnet jetzt Urlaub?“, werde ich dann gefragt. „Ja, weil Sommer ist, sie mit ihren Kindern Urlaub machen wollen, sie Erholung brauchen …“
In diesen Momenten wird mir immer wieder deutlich, wie wichtig die Arbeit der Menschen im Hintergrund ist und auch wie wenig Beachtung ihnen oft zuteil wird, wenn sie da sind und alles seinen gewohnten Gang läuft.
Systemrelevant ist ein Wort, dass sich dieses Jahr sehr in den Vordergrund gespielt hat.
Wer ist für das Kinderdorf systemrelevant? Ich stelle mir eher die Frage: Wer ist es nicht?
Auf Haustechnik und Hauswirtschaft können wir auf keinen Fall verzichten und ein Ausfall ist immer schwierig aufzufangen und belastet alle.
Ein Ausfall in der Verwaltung ist dann für mich als Verwaltungsleitung schon eine mittlere Katastrophe. Einen Urlaub von drei Wochen einer Kollegin zu ermöglichen ist bereits schon eine große Herausforderung. Da jeder einen individuellen Aufgabenbereich mit ganz spezifischen Gegebenheiten und Anforderungen hat, können wir uns nicht in allen Dingen gegenseitig vertreten. Ein Ausfall in der Buchhaltung oder im Personalbereich ist nicht durch andere KollegInnen zu kompensieren.
Für uns alle im Kinderdorf ist es selbstverständlich, dass wir vom Jugendamt unsere Entgelte erhalten, die Rechnungen gezahlt sind und unser Gehalt pünktlich mit allen Zuschlägen auf dem richtigen Konto eingegangen ist.
Ohne unsere Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung ist dies nicht möglich. Bisher hatten wir auch das Glück, dass niemand zur „falschen Zeit“ krank war. Urlaube werden ohnehin immer nur dann eingeplant, wenn die vielen zu beachtenden Termine nicht betroffen sind.
Dieser hohen Disziplin und Rücksichtnahme auf die betrieblichen Belange verdanken wir das sehr reibungslose Funktionieren dieser Bereiche, so dass wir oft gar nicht wahrnehmen, welch wichtige Arbeit dort für uns alle geleistet wird. Im Hintergrund, oft im stillen Kämmerlein und auch von uns meist unbeachtet und doch so wichtig für das Kinderdorf als Ganzes.
Ein herzliches Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen in der Haustechnik, der Hauswirtschaft und der Verwaltung, für die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Arbeit abseits des Rummels erledigen.
Marietta Otzen, Verwaltungsleiterin