Als Kinderdorfmutter den Überblick behalten: Zwischen Kalender und Bindung
Kinderdorffamilie bedeutet Großfamilie. Ob mit bunten Zetteln, mit riesigen Pinnwänden oder digital: unsere Kinderdorffamilien und Wohngruppen müssen gut organisiert sein, um da jedes Kind mit Terminen und Bedürfnissen im Blick zu behalten. Schwester Martha aus Eltville beschreibt, worauf es wirklich ankommt.
Schon beeindruckend stellt sich der Wochenplan so einer Kinderdorffamilie. Und da stehen meist nur die regelmäßigen Termine wie Fußballverein, Nachmittagsbetreuung, Nachhilfe, Schwimmen, Therapie, Trommeln, Psychomotorik, Logopädie, Taekwondo drauf. Dazu kommen noch Arzttermine der Kinder, Gespräche, Elternabende, Hilfeplangespräche und und und dazu. Schon in einer „normalen“ Familie mit ein zwei oder drei Kindern gehört einiges dazu, das alles im Blick zu behalten. Aber in einer Kinderdorffamilie mit fünf bis neun Kindern, die dann auch noch in einer Institution leben und eben entsprechende Termine wahrnehmen müssen, braucht es tatsächlich das große Organisationsmanagement, um den Alltag zu bewältigen.

So organisiert die Kinderdorfmutter ihre Kinderdorffamilie
Ohne den Online-Kalender und gute Absprachen im Team läuft da gar nichts. Auch der Dienstplan muss mit all diesen Terminen abgestimmt werden. Ähnlich ist das in Schichtdienstgruppen. Denn Fahrtwege und begleitete Besuche können nur stattfinden, wenn jemand da ist, der sie unterstützt. Schon weit im Voraus setzen sich deswegen unsere Kinderdorffamilien und Gruppen zusammen, um ihre Woche zu planen. Das klappt meistens gut, manchmal, wenn dann aber noch kurzfristig eine Terminverschiebung ist, wird es ganz schön anspruchsvoll. Doch ist bei aller Leistung im Management das, worauf es tatsächlich ankommt, etwas anderes: Egal ob in der Kinderdorffamilie oder in der Schichtdienstgruppe, in der man versucht, den Kindern ein sicheres, warmes Zuhause zu geben: Das was wirklich zählt und den Unterschied macht, geht über den Dienstplan und den Wochenplan hinaus.
Ein Zuhause in der Kinderdorffamilie und der Wohngruppe entsteht da, wo Beziehung gelebt wird
Das Zuhause entsteht da, wo echte Beziehung gelebt wird, wo Mitarbeiter (egal ob Kinderdorfmütter, Schwestern oder andere) bereit sind, sich als ganze Menschen einzubringen, sich auf die Kinder und aufeinander einzulassen, authentisch und mit ihrer ganzen Persönlichkeit. Da, wo wir uns verantwortlich für die Kinder fühlen, auch über die Dienstzeit hinaus, mit ganzem Herzen dabei sind und auch etwas von uns selbst geben, ein Stück Leben teilen mit den Kindern und miteinander. Das was wir dafür bekommen, ist einmalig, den wir selbst spüren Beziehung und ein Zuhause im Kinderdorf. Und dass dann auch mal der ein oder andere Termin auf der Strecke bleibt, das kann passieren und das ist auch überhaupt nicht schlimm…
Sr.Martha