Gartentour mit einer Kinderdorffamilie

Wer summt denn da

Zu Besuch in einer Kinderdorffamilie

Kinderdorfmutter Katharina Kalla zeigt uns ihren Kinderdorffamilien-Garten

Wer bei einer Kinderdorffamilie zu Besuch ist, stellt schnell fest, dass es nicht nur im Haus ein emsiges und buntes Treiben gibt. Auch im Garten geht es trubelig und vielfältig zu. Wer da so alles unterwegs ist? Kommt einfach mal mit zu einem Rundgang durch den Lindenhausgarten.


Herzlich willkommen! Aber Vorsicht – bitte nicht am Klangspiel vor der Haustür läuten. Dort haben sich die Mauerbienen in den Klangröhren eingenistet und schonmal ihre Eier für das nächste Frühjahr gelegt. Und weil das ja niemand wissen kann, hat unser Philip gleich mal ein großes Hinweisschild gemalt.
Gehen wir doch durchs Gartentor. Rechts in der Hauswand befinden sich mehrere Nistkästen in verschiedenen Formen und Größen, sodass Meise, Spatz, Zaunkönig und Amsel auch jeweils einen passenden Nistplatz finden. Gerade zwei Stunden hing der Nistkasten neben der Haustür, bis im Frühling Familie Blaumeise einzog – und so eifrig ein Nest baute, dass der Verschluss aufging und alles hinaus zu purzeln drohte. Unter den beobachtenden Blicken der Meisen wurde schnell alles repariert. 

Der Garten der Kinderdorffamilie ist ein reines Vogelparadies

Gegenüber, am großen Blutahorn, befindet sich der Eichhörnchenfutterkasten.
Hier gibt es im Winter Nüsse und Samen. Gleich obendrüber, im Baumwipfel, thront der Eichhörnchenkobel. Aber Familie Eichhorn hatte Pech, die Kohlmeisen waren ihnen zuvorgekommen. Warum? Der Meisenkasten war von den Wespen besetzt worden, da brauchte es eine Alternative.
Zunächst argwöhnisch an der Schuppenwand von uns beäugt, schafften es dann Mensch und Wespe, friedlich den Garten im Sommer zu teilen.
Vorbei an der Vogeltränke und dem Fledermauskasten hoch oben unter dem Dach, Aprikosen-, Mispel-, Quitten-, Sanddorn- und anderen Bäumen und Büschen mit essbaren Früchten kommen wir zum Schuppen. Hier übernachten unsere Hähne Michel und Polly. Dort kann man nachts Fenster und Türen schließen – wer möchte schon von einem motivierten Hahn morgens um vier Uhr durch lautstarkes Krähen geweckt werden? 

Auch eine Hühnerfamilie lebt im Garten der Kinderdorfmutter

Gehen wir weiter, erreichen wir den Hühnerstall. Hier schlafen Michels neun Hennen, bis sie morgens gemeinsam nach draußen dürfen, nach Futter scharren und im Garten die Schnecken entfernen. Alle Hühner haben Namen, jedem Kind im Lindenhaus gehört mindestens ein Huhn. Da wissen wir, woher unsere Eier kommen.
Nur den Streit beim Sonntagsfrühstück, wer welches Ei gelegt hat und wer es deswegen essen darf, den haben andere Familien wohl nicht. Bei uns wird kein Huhn geschlachtet, wenn es zu alt zum Eierlegen ist. Denn zum Schneckenfressen und Mücken fangen wird man nie zu alt.
Direkt neben dem Hühnerstall im Laubhaufen überwintert gerade „Mr. Sniff“.
Jeden Abend war der Igel bis zum Herbst durch den Garten gewuselt, hatte den ein oder anderen Regenwurm verputzt und auch so manches Hühnerei, dass versehentlich nicht ins Nest, sondern auf den Boden gelegt wurde.

Die Kinderdorffamilie baut ihr eigenes Gemüse an

Wenden wir uns auf die andere Seite des Hauses, stehen wir vor dem Hochbeet.
Hier werden Kartoffeln, Salat und Kräuter angepflanzt. Und Erdbeeren, der Hühner wegen unter Folie, denn Hühner teilen sehr ungern.
Rechts, direkt am Haus, wachsen ungefüllte Rosen, Lavendel und Beinwell. Ein Festmahl für Hummeln im Sommer. Kaum sind die ersten Blüten des Beinwells geöffnet, beginnt ein emsiges Gesumme, das erst wieder verstummt, wenn auch die letzte Pflanze verblüht ist. Aber dann ist da ja noch der Klee auf der Wiese und an der alten Backsteinmauer Klatschmohn, Kornblumen, Wegwarte und Kamille. Mittlerweile hat jedes Kind gelernt, dass es besser Gartenschuhe anziehen sollte, bevor es im Sommer über die Kleewiese läuft.

Freie Meerschweinchen sind im Garten der Kinderdorffamilie

Und den Rasenmäher? Den brauchen wir zweimal im Jahr. Den Rest erledigen die Meerschweinchen. Morgens, bevor die Kinder zum Kindergarten gehen, werden sie aus dem Stall gelassen und dürfen dann frei im Garten laufen. Gerade im Frühling, wenn das Gras jenseits des Zaunes auf dem Spielplatz schon viel grüner ist, als im Garten, schlüpfen die mutigsten unter ihnen schon mal durch den Zaun. Aber keine Sorge, jedes einzelne weiß ganz genau, dass es um 19 Uhr zur Fütterungszeit zurück im Stall sein muss.
Durch die Wärme der alten Backsteinmauer gedeihen in ihrer Nähe sehr gut wärmeliebende Pflanzen, der Feigenbaum überrascht uns jedes Jahr bis in den Dezember hinein mit zahlreichen saftigen Feigen, auch der Olivenbaum und der Wein tragen regelmäßig viele Früchte. Nun bleibt uns nur, durch die Hintertür wieder ins Haus
zu gehen, bis zur nächsten Beobachtungstour durch den Lindenhausgarten.

Katharina Kalla,
Kinderdorfmutter Lindenhaus

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